Als das MacBook Pro Late 2016 vorgestellt wurde, konnte ich kaum erwarten, es zu kaufen. Zu diesem Zeitpunkt nutzte ich meinen Hackintosh zu Hause sowie ein MacBook Air Mid 2013 auf der Arbeit (BYOD). Diese Konstellation führte zu einigen nervenaufreibenden Momenten: Der Hackintosh musste immer mit Bedacht bedient werden, Informationen bei Updates einzuholen war zwingend notwendig; kurz gesagt: es war viel Arbeit und Zeitaufwand notwendig. Das MacBook Air dagegen war für mich zu leistungsschwach, sodass ich damit auf Dauer nicht effektiv arbeiten konnte.
So war ich froh, dass das MacBook Pro Late 2016 gemäß den Leistungsdaten in der Lage war, beide Geräte zu ersetzen, welche ich noch zu einem guten Preis verkaufen konnte. Mit dem Kauf schnell noch ein USB-C- auf DisplayPort-Kabel und ein USB-C- auf Ethernet-Kabel (plus 3 × USB 3.0) geordert sowie drei Wochen gewartet, bis ich das Gerät endlich Ende November dann in Besitz nehmen konnte.
Die Geschwindigkeit war Wahnsinn! Egal was ich machte, es lief immer flüssig. Der Wermutstropfen, jetzt im Gegensatz zu meinem Hackintosh nur noch 16 GB RAM zu haben, war verschmerzbar. Auch die Nutzung eines Adapters (nach kurzer Zeit kam noch USB-C auf HDMI für die Arbeit dazu) war für mich vollkommen in Ordnung, da selbiger bis heute immer an derselben Stelle auf dem Schreibtisch liegt.
Die ersten Problemchen waren aber schnell gefunden…
Klappte ich zuerst das MacBook zu und entfernte dann das Kabel zum Display, konnte es sein, dass das MacBook danach nicht mehr korrekt aufwachte bzw. nur noch ein schwarzes Bild anzeigte. Hier half nur noch ein Hard Reset oder man wartete, bis das MacBook es nach einiger Zeit selbst erkennt und neu startete. Unschön, aber leicht zu umgehen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, erst sämtliche Peripherie abzustecken, bevor ich das MacBook mitnehme. Ob das Problem demnach nach wie vor besteht, kann ich nicht sagen.
Das zweite Problem lies jedoch nicht lange auf sich warten. Der Akku war enorm schnell leer. Das traf immer dann zu, wenn ich einen externen Monitor angeschlossen hatte und das Gerät danach ohne diesen weiter nutzte. Durch die Anzeige von iStat Menus erkannte ich schnell: Die externe Grafikkarte wurde nicht ordnungsgemäß deaktiviert und verbrauchte grundsätzlich immer 10 Watt, nachdem sie einmal aktiv wurde – egal ob sie genutzt wurde oder nicht.
Ich versuchte, das mit diversen Werkzeugen, die explizit die interne Grafikkarte des Prozessors aktivieren, zu korrigieren. Dies verlief aber mehr schlecht als recht. Ende Dezember startete ich diesbezüglich – das Thema Akkulaufzeit war zu diesem Zeitpunkt bereits ein großes Thema beim neuen MacBook Pro – ein Thema in den Apple Communities. Sichtbar erhielt ich dabei nur eine Antwort, allerdings wurde Apple auf das Problem aufmerksam und ich durfte mit „Josh H.“, einem Apple Senior Advisor aus Texas telefonieren und ihm mein Problem nochmals spezifiziert erklären.
Das getan, nahm er die Informationen, die ich ihm liefern konnte, mit – alle Informationen zu sammeln und auszuwerten dauerte über einen Monat – und ich hörte nichts mehr von ihm.
Nach kurzer Zeit daraufhin wurde macOS 10.12.4 veröffentlicht, welches das Problem größtenteils behob. Manchmal wurde die externe Grafikeinheit dennoch nicht vollständig deaktiviert, verbrauchte aber nur noch 3–4 Watt. Mittlerweile, mit macOS 10.12.5, funktioniert hier alles problemlos und ich konnte keine Auffälligkeiten mehr erkennen. Dann reicht die Akkulaufzeit des MacBooks auch wirklich die angegebene Zeit, bei mir zwischen 7 und 12 Stunden.
Danach wurde es erst einmal etwas ruhiger und ich konnte sehr gut mit dem MacBook arbeiten. Hin und wieder funktionierte zwar die Touch Bar in meiner Nachrichten App nicht mehr, sobald ich auf die Smiley-Übersicht klickte, aber das war eine Kleinigkeit und eher unschön als wirklich störend, da ich die Smileys ja auch per Klick öffnen konnte.
Im Mai jedoch häuften sich die Berichte, nach welchen das MacBook unschöne knackende oder knarzende Geräusche von sich gab. Mal hörte es sich so an wie zu fest zugezogene Scharniere im Display, manchmal wie ein sehr starkes Drücken auf das Touchpad oder auch andere Geräusche… Über letzteres wunderte ich mich sowieso, da es auch bei mir hin und wieder auftrat, doch als ich davon las, dass Apple dies repariert und dabei das gesamte Top Case austauschte (die Oberseite des Gehäuses), überlegte ich mir, auch mal in den Apple Store zu fahren und das Problem anzusprechen – für mich das erste Mal überhaupt, dass ich in einem Apple Store war.
Im selben Atemzug fiel mir aber auch auf, dass mein Display nicht mehr einwandfrei war. Websites mit vielen weißen Flächen wie beispielsweise Google waren nicht mehr ganz weiß. Stattdessen sah es stellenweise so aus, als ob eine bläuliche Wolke über dem weißen Hintergrund lag. Für ein MacBook, das auch an Designer gerichtet ist und ansonsten ein super Display mit einem grandiosen Farbraum besitzt, ein absolutes No-Go.
Also Termin gemacht und zum Apple Store gefahren. Mir war die Vorgehensweise nicht klar und ich nahm an, man wird, sofern man einen Reparaturtermin hat, einfach aufgerufen. Nach 30 Minuten musste ich feststellen: Dem war nicht so. Man muss sich erst nochmals anmelden, denn erst dann wird man als anwesend markiert und kommt überhaupt in die Warteschlange. Ich hatte noch Glück, es war schon am späteren Nachmittag und es war nach weiteren 20 Minuten – es war insgesamt sehr voll – noch ein MacBook-Genius anwesend, der sich meinem Problem annehmen konnte.
Er wollte mir erst erklären, dass die Farbunterschiede von meinem Hintergrund kommen können, welches durchscheint. Er zeigte es mir auf der „Neuer Tab“-Seite des Safari, bei welchem das tatsächlich der Fall ist. Schnell machte ich ihm aber klar, dass das nicht das Problem sein konnte und nachdem wir die Google-Seite aufriefen, war es ihm auch schnell klar.
Das Knacken konnte er nicht reproduzieren – wie auch, da es im Normalfall erst nach einer gewissen Nutzungszeit, vermutlich aufgrund von Hitzeentwicklung, auftrat, welche hier nicht gegeben war – vermerkte es jedoch und ich sollte innerhalb von 3–5 Werktagen darüber aufgeklärt werden, ob es reproduzierbar ist oder nicht. Dann nahm er das MacBook mit und stellte mir in Aussicht, es innerhalb von 14 Tagen wieder zu bekommen, da aktuell viele MacBooks in der Reparatur seien.
Da ich auf das Gerät angewiesen bin – wie ich eingangs schrieb, ersetzte ich damit alle meine anderen Geräte, die ich sonst nutzte – nahm ich noch ein 12″ MacBook mit, da ich das einmal ausprobieren wollte. Schnell merkte ich: zu klein, zu langsam, aber immerhin hatte ich ein Gerät, mit dem ich arbeiten konnte.
Nach 10 Tagen erhielt ich dann einen Anruf aus dem Apple Store. Nicht jedoch, um mich zu benachrichtigen, ob das Knacken reproduziert werden konnte, sondern mit der Meldung, dass sie eigentlich fertig seien. Fertig zumindest mit dem Austausch von Display und Top Case (aha, das Problem konnte also reproduziert werden). Doch leider sagte die Diagnose-Software, dass etwas mit der Touch Bar nicht stimmte und diese auch getauscht werden müsse, das Bauteil aber erst bestellt werden müsste. Der Anruf sollte also dazu dienen, mir mitzuteilen, woran es aktuell noch hängte.
Also wartete ich noch 2 Tage und erhielt dann eine E-Mail, dass das MacBook abholbereit war. Super, fuhr ich doch einen Tag später einige Tage weg, besser konnte der Zeitpunkt also nicht sein. Das Teil, das noch ausgetauscht wurde, war die gesamte Hauptplatine – wie mir später von einem Mitarbeiter im Apple Store gesagt wurde, muss bei einem Problem mit der Touch Bar immer die gesamte Hauptplatine getauscht werden und umgekehrt. Dass sie dieses Teil nicht auf Lager haben, ist fast schon logisch, schließlich befinden sich dort alle individualisierten Komponenten wie bei mir die SSD und die Grafikkarte (auch wenn ich nicht weiß, ob letztere verlötet ist).
Die Dame, bei der ich das MacBook abholte, sagte noch zu mir, dass die Daten nicht verloren gegangen seien, sie zumindest in ihrer Kurzbeschreibung auf dem iPhone keine entsprechenden Informationen sehen konnte. Das empfand ich jedoch als etwas merkwürdig, ist die SSD im MacBook Pro doch verlötet und muss daher wohl zwangsweise getauscht werden. Also habe ich es noch direkt im Apple Store getestet und siehe da, natürlich waren die Daten weg. Ich freute mich also schon auf das Zurückspielen, was ich bereits beim interimsweise genutzten 12″ MacBook tat – denn es dauerte 4–5 Stunden.
Als ich zu Hause ankam, bemerkte ich jedoch schnell ein Problem, das ich im Apple Store nicht hören konnte und mit dem ich auch nicht gerechnet hatte. Der linke Lüfter war ständig hörbar. Und mit hörbar meine ich nicht den Luftstrom, sondern ein mechanisches Geräusch ähnlich eines Klacken, als wenn der Lüfter nicht fest setzte oder an einer Stelle an einem anderen Bauteil schliff. Das sehr merkwürdige: Sobald ich meinen Finger auf die Taste A
legte, wurde es noch viel lauter, drückte ich dagegen sehr stark auf die Taste Q
, war nichts mehr zu hören.
Zu dem Zeitpunkt war die Wut dann doch bereits ausgeprägt und schrieb erst einmal Apple auf Twitter an:
@Apple MBP after 12 days of repair of mainboard, case and display now with noisy fan. Feeling bad…
@MatzeKitt auf Twitter (mit Video des Geräusches)
Per Direktnachricht konnte mir der Apple Support jedoch nicht helfen; das einzige, was sie effektiv anboten, war, mir einen Termin im Apple Store zu geben. Das hatte ich allerdings bereits selbst wieder gemacht – der nächste Termin war 6 Tage später.
Besagte 6 Tage später konnte der Mitarbeiter das Problem erst nicht nachvollziehen, da er nichts hören konnte. Ich bat ihn, das Gerät mit nach hinten zu nehmen, wo die Geräuschkulisse möglicherweise geringer war. Auch dort konnte er das Geräusch nicht hören. Erst nach weiteren Versuchen an der Genius Bar konnte er es dann doch nachvollziehen, nahm auch auf, dass ich alles andere als erfreut über dieses Problem war und war sehr verständnisvoll. Dennoch konnte er mir nur in Ausblick geben, dass das Gerät in 3–5 Werktagen fertig sei, der Lüfter würde auf jeden Fall getauscht werden und er sei auch noch auf Lager. Insgesamt redete ich eine halbe Stunde mit ihm, während das Diagnose-Programm lief. Von ihm erfuhr ich auch, dass die Hauptplatine getauscht werden muss, wenn es ein Problem mit der Touch Bar gibt.
Auch sagte er mir, dass er danach schauen wird, dass die Reparatur priorisiert behandelt wird, gerade im Hinblick darauf, dass das Gerät erst kürzlich in Reparatur war und erst danach das Problem auftrat.
Um 14:15 war ich damit aus dem Apple Store erst einmal wieder raus.
Um 17:37 Uhr erhielt ich eine E-Mail, dass mein Gerät abholbereit sei. Erst dachte ich, das sei ein Scherz… Dennoch bin ich direkt wieder los gefahren und siehe da, es war tatsächlich bereits repariert. Schadensbegrenzung auf hohem Niveau!
Daraus gelernt habe ich in jedem Fall, bei einem neuen MacBook in Zukunft zuerst zu warten. Insbesondere dann, wenn so viele neue Technologien zu Einsatz kommen wie beim MacBook Pro Late 2016. Dementsprechend gehe ich nun eher mit Vorsicht an die Sache und warte die ersten Wochen und Monate erst einmal Berichte ab und erkundige mich über Probleme, denn nochmal möchte ich das nicht durchmachen. Denn die 200 km Fahrt und insbesondere die Zeit, jedes Mal wieder zum Apple Store zu gehen, gibt mir niemand zurück.
Und ja, die Geräte von Apple sind teuer – sehr teuer sogar – und so etwas darf nicht vorkommen. Dennoch kann so etwas immer und bei jedem Hersteller passieren. Bei den hohen Stückzahlen kann es immer zu Problemen in der Fertigung kommen. Es ist unschön, dass es mich nun in so vielerlei Hinsicht getroffen hat, allerdings wird mich das in Zukunft nicht daran hindern, Apple Hardware zu kaufen. Nur eben, wie beschrieben, mit mehr Vorsicht.